Mit einer großen Ausstellung in der Orangerie des Schwetzinger Schlosses feiert
der Künstlerbund Rhein-Neckar sein 50jähriges Bestehen. Der Verein wurde 1963
in Eberbach gegründet. Die erste Ausstellung fand ein Jahr später in Ludwigshafen
statt. Der Philosoph Ernst Bloch, aus Ludwigshafen stammend, hielt die
Eröffnungsrede. Er sprach über „Kunst in der Maschinenzeit” und unterstrich
damit das Anliegen des Künstlerbundes, einen Beitrag zur Kunstdiskussion der
Gegenwart leisten zu wollen. In zahlreichen Ausstellungen ist seither der Bezug
zu Themen der Gegenwart hergestellt worden.
Prof.Dr.Klaus von Beyme
In der Satzung heißt es: „Der Künstlerbund Rhein-Neckar ist eine von
Kunstrichtungen und Weltanschauungen unabhängige Vereinigung von bildenden
Künstlern und für die bildende Kunst tätigen Kräfte im Rhein-Neckar-Raum.
Sein Ziel ist es, die wesentlichen Kräfte im Kunstschaffen der Gegenwart,
insbesondere dieses Raumes zu fördern und zu repräsentieren.”
Diese Ziele sind aktuell wie eh und je. Kunst besteht nicht aus sich selbst
und genügt sich nicht selbst. Sie entsteht aus der Gesellschaft für die
Gesellschaft, aus dem Leben für das Leben, aus dem Geist für den Geist.
Die Zeit ist knapp. Optische Eindrücke gibt es mehr als genug. Was müssen wir nicht
alles sehen! Die Frage ist aber: Was wollen wir sehen? Kunst wird oft genug nicht
gesehen, selbst wenn wir vor einem Kunstwerk stehen und Gelegenheit hätten zu staunen.
Jetzt brauchten wir Zeit. ZEIT ZU SEHEN. Dann bemerkten wir auch, dass unser Auge ein
Erkenntnisorgan ist, das im Zusammenklang mit unseren Sinnen und unserem Verstand
agiert. Wir wüssten auf einmal, was wir sehen – wir dächten es, fühlten und imaginierten es.
Manfred Riederer, SPIELZEUG ODER WAS, 2010, Graphit, Kohle, Acryl 86 x 105 cm
Die Dinge wissen von nichts. Oder doch? Der Zeichner erfasst sie
in ihrer physischen Erscheinung, reduziert sie aber auf Schwarz und
Weiß und zeigt sie als Form und Struktur. Sind sie noch das, was
sie waren? In ein Bild versetzt, erhöht sich ihre Präsenz. Sie kommen
uns nahe, zumal sie übergroß vor unsere Augen gerückt und beinahe
formatfüllend dargestellt sind. So beherrschen sie den Raum. Was für
einen Raum? Was baut sich hinter und vor ihnen auf? Landschaft?
Architektur? Wo befinden sie sich? Sind sie im Raum geborgen oder
sprengen sie ihn? Sind sie groß oder klein? Was für ein Spiel wird
hier gespielt?
ZEIT ZU SEHEN. Im Bild geschieht viel. Die Figuren, zwei Doppelkegel,
sind in dynamische Prozesse verwickelt. Die Richtungen stehen
gegeneinander: Zusammenprall, Auflösungserscheinungen der armierten
Körper, auch Haut, wie verwundet. Vom Rahmen umfasst, bleibt das
Ereignis im Bild. Bleibt es im Bild? Ermöglicht nicht gerade der
Rahmen Repräsentanz? Was wissen die Dinge?
text und fotos: b.m.riederer