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Seit 1998 besitzt der Kunstverein Neckar-Odenwald mit dem Alten Schlachthaus in Mosbach
einen außergewöhnlichen Ausstellungsraum. Das denkmalgeschützte Gebäude, das 1821
erstellt wurde und mit einigen seiner technischen Einrichtungen erhalten ist, nimmt wie
selbstverständlich Kunstwerke auf. Es bleibt dabei durchaus eigenständig, lässt aber zu, dass
die Kunst sich entfaltet.
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Wie ein Fossil lag das in seine Teile zerlegte Flugzeug, das Hugo Hübner 1912/13 konstruiert
und gebaut hatte, unter einer dicken Staubschicht auf dem Dachboden der heutigen „Alten
Mälzerei” in Mosbach. Riederer fotografierte es, bevor es ins Technik-Museum nach
Sinsheim geschafft und restauriert wurde. Es entstanden Aufnahmen, die nicht nur die
Pionierleistung Hübners und seines vergessenen Flugzeugs und die außergewöhnliche
Situation seiner Bewahrung überliefern. Festgehalten sind magische Momente, Momente, die
zwischen Sein und Schein changieren, die Möglichkeiten bergen und über sich hinausweisen.
Die Arbeit der Zeit ist ein melancholischer Akt. In seinen Kohlezeichnungen und Fotografien
zeigt Riederer, was mit den Dingen geschieht, wenn sie sich selbst überlassen bleiben. Die
Überreste, die Ruinen und Wracks, enthalten nicht nur ihre eigene Vergangenheit, sie sind
universal im Prozess ihres Verfallens.
foto: burghardt nowatzke
fotos: manfred riederer texte: barbara riederer
short story
history
monument
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Pressestimmen
Die Bilder berichten immer auch von den unsichtbaren Menschen, von ihren Wünschen,
Träumen und Begehrlichkeiten.
Peter Lahr
Angefangen hatte Riederer mit sehr feinen Bleistiftzeichnungen…Die Bilder
zeigen Fahrwerke, schwere Maschinen oder – meisterlich – das Schicksal des Ikarus.
In den 1990er Jahren werden seine Zeichnungen noch dynamischer. Sie lösen sich vom
Gegenständlichen, das Auge folgt einem schnellen Strich, der kreisende, rotierende Bewegungen
vollzieht, fast ekstatisch seine Sujets präsentiert. Ein Raum der Geschwindigkeit entsteht,
der den Betrachter sogartig in das Bildgeschehen mitnimmt…
Riederers Sujets sind technische Gegenstände, geometrische Körper und architektonische
Bauwerke. Sie weisen weit über ihre erste, gegenständliche Bedeutungsebene hinaus.
Der dynamische Strich transformiert den ursprünglichen Gegenstand. Der Betrachter wähnt sich
schnell in seinen eigenen Gedanken- und Phantasieräumen.
Susann Behnke-Pfuhl
Rhein-Neckar-Zeitung vom 2. August 2019 und vom 12. August 2019